Geschichte der Tagungsbände
Veröffentlicht seit 1975 umfassen die von der Schweizerischen Arbeitsgruppe für Kriminologie (SAK) herausgegebenen 48 Tagungsbände, mit im Mittel 15 Beiträgen pro Band, zusammen nahezu 15‘000 Seiten. Es handelt sich hier sicherlich um die grösste Sammlung kriminologischer Forschungsergebnisse wie auch kriminalpolitisch inspirierter Reflexionen in der Schweiz. Einer der Erfolge der Schweizerischen Arbeitsgruppe für Kriminologie besteht ohne Zweifel darin, den Tagungen mittels der Tagungsbände ein Nachleben ermöglicht zu haben. Die Tagungen der SAK sind insofern nicht nur Sozialereignisse, die ihre Eigendynamik haben, mit der letzten Intervention zu Ende gehen und dann im Gedächtnis der Teilnehmenden nachleben, sondern sie erlauben, vermittelt über die Beiträge in den Tagungsbänden, die Rekonstruktion des gesellschaftlichen Umgangs mit Straffälligkeit und Straftätern; sie geben Einsicht in die wissenschaftliche Problematisierung und die Beantwortung der Forschungsfragen. Forschungsarbeit, die die Tagungsbände zum Gegenstand nehmen, wurde noch kaum aufgenommen.
Wenn man der Geschichte der Tagungsbände nachgeht, kann man ausgehend von formellen, verlegerischen Kriterien her gedacht, vier Perioden ausmachen:
Die erste Periode dauert von 1974 bis 1982, in der die Organisation der Tagungen etwas spontan vor sich geht, mal zwei, mal keine Tagung organisiert wird. Die Tagungsbände kommen manchmal im gleichen Jahr, manchmal bis vier Jahre später heraus; mal hat der Tagungsband knappe 100 Seiten, mehrere Male nahezu 500. Anfänglich werden in zwei Fällen die Tagungsbeiträge auch als Sondernummern des Kriminologischen Bulletins herausgegeben.
Die zweite Periode umfasst die Jahre 1983 bis 2001, während der sich die Organisation der Tagungen stabilisiert, einen jährlichen Turnus annimmt und auch die Tagungsbände regelmässig im selben Jahr veröffentlicht werden. Da an schweizerischen Universitäten nach 1980 erstmals Lehrveranstaltungen zur Kriminologie angeboten werden (Riklin UNIFR, Kaiser UZH, Killias UNIL, neben anderen) und die neuen Lehrenden sicherlich damals schon anstreben, Forschung zu betreiben, entscheidet sich der Vorstand der SAK beim Rüegger Verlag nicht mehr nur Einzelbände herauszugeben, sondern eine Reihe Kriminologie zu begründen. In dieser Reihe sollten neben den Tagungsbänden auch Forschungsberichte veröffentlicht werden. Nach vier verlegten Bänden wird letzteres Vorhaben allerdings bereits wieder aufgegeben.
Die dritte Periode beginnt im Jahre 2002 mit der Zusammenarbeit mit dem Stämpfli Verlag, der jetzt die neu genannte Schweizerische Zeitschrift für Kriminologie herausgibt. Ab der Tagung 2007 erscheinen auch die Tagungsbände bei diesem Verlag, mit demselben Design wie die Zeitschrift. Die Verwaltung der Abonnenten und Vereinsmitglieder der SAK wird ebenfalls diesem Verlag übergeben. Diese Zusammenarbeit dauert bis 2019. In diesem Zeitraum werden 15 Tagungsbände und rund vierzig Ausgaben der Zeitschrift herausgebracht.
Seit dem Jahr 2020 beginnt die vierte Periode, die zusammenfällt mit dem Übergang in den Verlag Helbing Lichtenhahn. Die Vorgaben der herausgeberischen Tätigkeit der SAK bleiben gesamthaft dieselben: ein Tagungsband pro Jahr; zwei Ausgaben der umbenannten Neuen Zeitschrift für Kriminologie und Kriminalpolitik, gelegentlich zusätzlich eine Sondernummer. Während die gesamte Vorbereitungsarbeit vom Herausgeberkomitee beziehungsweise von der Chefredaktion übernommen wird, fällt dem Verlag die Gestaltungsarbeit und die Erstellung des Gut zum Druck zu, sowie die Auslieferung und der Verkauf der beiden Publikationen.
Verändert haben sich die akademischen Vorgaben: Infolge der Aufnahme der Schweiz. Arbeitsgruppe für Kriminologie in der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften im Jahr 2021 wird nun eine online Open-Access-Politik von Tagungsband und Zeitschrift umgesetzt.
Daniel Fink
30. Juni 2022